Psychedelische Erfahrungen ohne Drogen: Was soll das sein?

(Lesedauer ca. 3 Minuten)

Seit einigen Jahren wird viel geforscht, in welcher Weise Psychedelika (vor allem Psilocybin, aber auch LSD, MDMA und Ayahuasca) in der Psychotherapie eingesetzt werden kann. Was aber ist psychedelisch?

Ermutigende Forschungsergebnisse

Psychedelika wurden in der Psychiatrie und Psychotherapie der 1950er und 1960er Jahre breit eingesetzt und erforscht. Dann kam ein – politisch, nicht medizinisch begründetes – Verbot der Medikamente. Seit rund 20 Jahren richtet sich aber das Interesse der Psychoforschung wieder vermehrt auf die Psychedelika, und mittlerweile ist der therapeutische Einsatz von Psilocybin in Kanada und manchen US-amerikanischen Bundesstaaten legalisiert. Die Grundlage dafür ist die gute Wirksamkeit in der Behandlung von Depression und dem veränderten Umgang mit den Schwierigkeiten angesichts eines nahen Todes durch schwere Krankheit.

Die europäische Arzneimittelbehörde hat auch europäische Forscher aufgefordert, mit Psilocybin zu forschen, da die vorläufigen Ergebnisse vor allem in der Depressionsforschung sehr ermutigend sind. Es läuft auch in Deutschland eine große Studie (Zentralinstitut für seelische Gesundheit der Uni Mannheim gemeinsam mit der Charité in Berlin).

Was ist eine psychedelische Erfahrung?

Ich möchte im Folgenden beschreiben, was ich unter einer psychedelischen Erfahrung verstehe.

Was ich hier zusammenstelle ist eine Sammlung von inneren Zuständen und Erlebnissen, die so alle ohne die Einnahme von psychedelischen Substanzen eingetreten sind.

Meine Methoden waren Meditation, Dunkelretreats über viele Tage, Hyperventilation, Trance-Tanzen, Sex und klanginduzierte veränderte Wachbewusstseinszustände.

Ein paar kurze Ergänzungen, was man zusätzlich bei der Einnahme von Psychedelika erleben kann, folgen im Anschluss.

Bewusstseinserweiterung – Gefühlserweiterung

Meine Erfahrung ist, dass eine psychedelische Erfahrung mit mehr Offenheit gegenüber Eindrücken und Erlebnissen einhergeht. Dadurch kann ich vieles wie neu, mit frischer Neugier erforschen. Das können Gegenstände, z.B. in der Natur, menschliche Begegnungen oder Sinneseindrücke sein.

Oft sind dabei körperliche Empfindungen deutlicher und präsenter, z.B. ein Hautkontakt, oder auch ganz frisch, wie so noch nie gefühlt.

Die Emotionen erscheinen weniger kontrolliert oder kontrollbedürftig zu sein. So können sie natürlicherweise fließen, und die Gefühlspalette wird dabei ausgedehnt und erweitert. Gefühle können in stärkerer Form zugelassen, gefühlt und ausgelotet werden, sowohl Traurigkeit als auch Freude.

Widerstände aller Art schmelzen dahin oder werden zumindest deutlich und klar erkannt. Auch andere Einsichten in die Funktionsweise des eigenen Denkens und Fühlens ergeben sich: „So denke ich also wirklich über den Tod, über meine Mutter, über mich….“. Diese Einsichten haben meist eine klare unbezweifelbare Erkenntnisqualität, die die aktuelle Erfahrung zeitlich weit überdauert, in manchen Fällen für immer besteht.

Lebendigkeit und Sinn

Vermehrte Neugier und Gefühle führen so zu einer stärker empfundenen Lebendigkeit. Das Leben wird so auch kostbarer, und das uneingeschränkte widerstandslose Sein und Dasein erscheint mir als unverbrüchliches Glück und Sinn im Leben.

Der gedankliche, körperliche und emotionale Ausdruck des eigenen Seins kann anerkannt und bedingungslos geliebt werden, und jede Entwicklung wird willkommen geheißen. Kontakte mit anderen gelingen vorbehaltsloser, was als größere Empathie und stärkeres Mitgefühl erlebt wird – von mir selbst und den anderen.

Aufgehobensein und Zugehörigkeit zum Leben

Alles erscheint okay, und das einzige, was das Leben braucht, ist Hingabe an das Leben, was dadurch zum einzigen Lebenszweck wird (Wobei mir das Wort Zweck hier nur zäh über die Lippen kommt).

Und manchmal kommt es zu einem Einheitserleben, in dem sich die Trennung in Individuen auflöst, und ein Ich nicht mehr existiert – was als überwältigend schön erlebt wird.

Und was ist mit den Halluzinationen?

Mit psychedelischen Substanzen erfahren viele Menschen Halluzinationen. Das sind meist Pseudohalluzinationen, das heißt, es verbleibt ein Bewusstsein dafür, dass das, was man sieht oder verändert sieht, eine Substanzwirkung ist, also nicht für die einzig wahre Realität gehalten wird. In schlechten Settings, mit viel Angst, können aber auch Erscheinungen wahr genommen werden, die sich als echte, und nicht mehr als Pseudohalluzinationen ausdrücken. Und natürlich haben die Substanzen einige andere körperliche Nebenwirkungen: Pulsbeschleunigung, Schwitzen, Koordinationsschwierigkeiten, Übelkeit – um nur ein paar zu nennen.

Kann man es auch übler erwischen?

Ich beschreibe hier meine positiven psychedelischen Erfahrungen. Warum es bei mir so angstfrei abgeht, kann ich nur teilweise erklären: jahrzehntelange Übung mit verschiedenen Methoden könnte zur Überwindung bestimmter Problem geführt haben, die jetzt nicht mehr auftauchen (oder ich weigere mich einfach, schlechte Erfahrungen zu machen und flüchte ins Schöne?), oder meine Neugier ist schlicht so ausgeprägt, dass ich das, was andere als Angst erleben immer noch spannend finde und erforschen mag.

Deswegen nur im besten Setting nach Erfahrung suchen

Andere berichten mir durchaus auch vom Eintauchen in schwerer zu ertragende Erfahrungen. Deswegen gilt bei solchen „Trips“, dass man sich die Reisebegleiter und die Räumlichkeiten sorgfältigst aussuchen muss. Das gute Setting ist eine gute Grundlage für eine gute Erfahrung.