Probleme und Lösungen

(Lesedauer ca. 2 Minuten)

„Probleme kann man niemals mit der selben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“

Dieser schöne und häufig zitierte Satz wird Albert Einstein zugeschrieben.
Eine Psychotherapie – ebenso wie andere Begegnungen – kann neue Denkweisen anregen. Einer der häufigsten Sätze von Patienten oder Klienten ist: „So habe ich es noch gar nicht betrachtet“. Über eine veränderte Sichtweise ändert sich die Denkweise. Mit der veränderten Sicht stellt sich das Problem anders da, und eine Lösung wird denkbar.

Eine mögliche Veränderung von Sicht- und Denkweisen geht so: Wie ich schon früher erwähnt habe, unterscheide ich zwischen Problemen und Restriktionen. Ein Problem lässt sich lösen („Ich kann kein Englisch – ich lerne es“), zu einer Restriktion kann man sich nur verhalten („Das Wetter lässt sich nicht ändern, dann ziehe ich eben Gummistiefel an“). Das erinnert an ähnliche Unterscheidungen, wie z.B. der zwischen Assimilation (Anpassung der Außenwelt an das Individuum) und Akkommodation (Anpassung des Individuums an die Außenwelt)  von Jean Piaget. Oder auch an die Begriffe „Problemlösung“ versus „Problembewältigung“, wobei mit dem ersten Begriff das Verschwinden des Problems  und mit dem letzteren die Anpassung an das Problem gemeint ist.

Die kleine Übung, im Alltag Restriktionen von Problemen zu unterscheiden kann ich jedem ans Herz legen. Sie macht vieles leichter. Die innere Frage lautet also: Ist dieses Problem wirklich ein Problem oder doch eine Restriktion? Kann ich es lösen, oder kann ich mich nur dazu verhalten?

Veränderungen von Sichtweisen, um Probleme anzugehen, sind offensichtlich keine neue Erfindung. Mir gefällt da z.B. der beinahe 2000 Jahre alte Rat von Epiktet zu Ärger und Kränkung:

„Bedenke, daß nicht derjenige dich kränkt, welcher dich schmäht oder schlägt, sondern die Meinung, als liege darin etwas Kränkendes. Wenn dich also jemand ärgert, so wisse, daß dich deine Meinung geärgert hat. Deshalb versuche vor allem, dich nicht von der Vorstellung hinreißen zu lassen. Hast du nur einmal Zeit und Aufschub gefunden, so wirst du dich um so leichter beherrschen.“    (Epiktet, Handbüchlein, Vers XX)