Loslassen

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Bei Anthony de Mello habe ich vor Jahren die schöne Geschichte gelesen, in der er einen indischen Lehrer beschreibt, den ein Schüler fragte, wie er loslassen könne. Der Lehrer rennt zu einer Straßenlaterne und klammert sich an den Laternenpfahl. Dann schreit er: „Wie lasse ich los? Wie lasse ich los?“

Manchmal, wenn es in einer Sitzung auf das Thema „Loslassen“ kommt, springe ich auf und kralle mich an einem Regal fest: „Wie lasse ich los? Wie lasse ich los?“

Mir ist klar geworden, dass nicht das Loslassen, sondern das Festhalten die Handlung ist: Ohne festhalten geschieht loslassen. So einfach. So schwierig.

Denn wozu dient festhalten? Zur Kontrolle! „Hauptsache sicher!“ Es ist wie beim Schwimmen lernen: Ich halte mich an etwas fest, damit ich meine Angst im Griff habe. Schwimmen gelingt aber besser, ohne sich an etwas fest zu halten, und dazu muss ich bereit sein, meiner Angst zu begegnen. Die erweist sich dann oftmals als recht vergänglich.