Verantwortung, Liebe und Freiheit

(Lesedauer ca. 2 Minuten)

„Liebe – und tu, was Du willst!“
(Augustinus)

Oft denke ich über einzelne Worte nach: Was meinen die eigentlich? Was ist ihre Bedeutung – worauf deuten sie? Welche Wirklichkeiten werden damit konstruiert? Welche Konzepte liefern sie frei Haus mit, über die wir dann gar nicht mehr nachdenken?

„Verantwortung“ hört sich erst einmal gut an. Jeder schätzt Menschen, die Verantwortung tragen, oder die zumindest nicht verantwortungslos handeln.

Ich höre bei Verantwortung den Kontext von Regeln heraus. Man ist verantwortlich, wenn man sich an die Ordnungen und Gesetze hält. So kann man dann auch jemanden zur Verantwortung ziehen.

Sind aber z.B. Eltern für ihre Kinder verantwortlich? Ich würde sagen, dass Eltern (zumindest im besten Fall) ihre Kinder lieben, und das ist etwas ganz anderes als Verantwortung tragen, oder? Erst wenn keine Liebe da ist, muss  jemand die Verantwortung übernehmen. Das Jugendamt kann z.B. Verantwortung für Kinder übernehmen oder übergeben, es kann aber doch wohl nicht lieben.

Der Spruch von Augustinus ist mein Lieblingsspruch. Erst wenn man sich von Sitte und Anstand, von Moral und Gesetzen löst, kann sich Liebe entfalten. Das kann man fühlen. Das Verhalten mag sich nach außen im konkreten Fall gar nicht unterscheiden lassen: Hält sich hier einer an Regeln oder liebt er? Es kann ununterscheidbar sein. Im Inneren ist die eine Haltung jedoch völlig anders als die andere.

Ich habe das immer wieder erforscht und kann den Unterschied in meinem Inneren wahrnehmen. Wenn mich eine Regel, an die ich mich halten will, von einem Verhalten abhält, dann kommt eine innere Kontraktion oder eine Konstriktion zur Geltung. Es ist eine Anspannung fühlbar. Wenn ich aus Liebe bestimmte Dinge lasse oder tue, dann ist es innen leicht, es fühlt sich absolut frei an. Es ist eine innere Weite, ohne Anspannung oder Bedauern. Ohne ein Gefühl, zu kurz zu kommen.

Im letzten Artikel habe ich über Selbstverantwortung sinniert. Dies ist für mich ein eigenständiges Wort, bei dem ich das Konzept der Regelbefolgung nicht so erkennen kann. Aber Selbstliebe wäre ja auch völlig in Ordnung, und mit Selbstliebe ist es leicht, sich erwachsen und in gutem Kontakt mit der Welt zu fühlen.