Verhaltenstherapie, Hypnotherapie, systemische Therapie, Tiefenpsychologie?

(Lesedauer ca. 2 Minuten)

Was ist die Therapieform, die die beste ist? Wie kann man das entscheiden?

Die Methoden konkurrieren

Wenn man die Verlautbarungen der Verbände anhört, kann man auf die Idee kommen, die jeweils vertretene Methode sei die einzig wahre Methode.
Wenn man die wissenschaftlichen Texte in den angesagten Journals liest, kann man denken, nur die (kognitive) Verhaltenstherapie spiele noch eine Rolle.

Die Unterschiede der Effekte sind zu vernachlässigen

Ich meine, dass es nicht wirklich wichtig ist, welche Methode der einzelne Therapeut anwendet. Ein engagierter Verhaltenstherapeut wird wohl ebenso zum Veränderungserfolg beitragen wie ein munterer Tiefenpsychologe oder ein zugewandter Hypnotherapeut. Ich selbst habe in all diesen Verfahren eine Zulassung und darüber hinaus fundierte systemische Kenntnisse. Die Sprache ist jeweils anders, das Denken auch, die Konzepte unterscheiden sich – aber ist das auch entscheidend für die Veränderung?

Das bezweifle ich. Ich erinnere mich, wie ein alter Chef von mir in einem Krankenhaus, das mehrere Psychotherapiemethoden in den Büchern führte, eine Untersuchung erwähnte, in der die 10. – 20. Sitzung einer Kassenpsychotherapie auf Video aufgezeichnet wurde. Die Fach-Gutachter (die nur eine Stilrichtung vertreten!), die sich die Videos anschauten, konnten die Sitzungen nicht in Verhaltenstherapie oder Tiefenpsychologie einteilen.

Vielfalt ist besser als die reine Leere

Als Arzt wende ich wohl immer an, was hilft, solange ich es nur kennen und einsetzen gelernt habe. Die Psychotherapeuten machen eben das genauso. Und plötzlich findet sich ganz viel Hypnotherapie in der Verhaltenstherapie oder auch in der Tiefenpsychologie. Systemisches Denken und Fragen wird von immer mehr integriert in ihre Arbeit. In der Psychotherapie trifft man in der Regel auch auf Profis, die sich fleißig weiterbilden, schon, weil die meisten, die hier arbeiten, ein großes Interesses an der eigenen Entwicklung haben.

Dorthin gehen, wo es einem gut geht

Deswegen halte ich für das wichtigste Kriterium bei der Auswahl der Psychotherapie, genau dahin zu gehen, wo man sich gut aufgehoben fühlt. Das muss man spüren, und dafür braucht man keine 3 Sitzungen. Das ist meist ein Augenblicksbauchgefühl. Dem sollte man trauen. Hier geht es um die Begegnung mit dem Menschen im Sessel gegenüber. Und die ist für die Wirkung einer Psychotherapie essentiell und nicht durch eine Methode zu ersetzen.